Warum Hingabe der entscheidende Faktor unter der Geburt ist – inklusive 3 Tipps für eine leichtere Geburt.

Hingabe ist ein Zustand des absoluten Einverständnisses mit dem Hier und Jetzt. Er stellt sich ein, wenn du dich immer wieder darin übst, dich auf das einzulassen, was sich dir gerade präsentiert. 

Im Alltag verhilft uns die Hingabe zu mehr Leichtigkeit. Wir können das Leben als Spiel begreifen und uns mehr daran erfreuen. Hingabe leben zu können ist in jeder Hinsicht eine Bereicherung.

Für einen guten Geburtsverlauf ist dieser Zustand jedoch fast unabdingbar. Daher ist es kein Zufall, dass ich dem Thema gleich meinen zweiten Blogartikel widme. Es findet sich sogar im Motto unter unserem Logo  wieder. Hast du es schon entdeckt? Nein? Keine Sorge, auch das werde ich dir in diesem Artikel verraten.

Hingabe macht Geburt leichter

1. Was ist Hingabe im Kontext der Geburt?

Was verbindest du mit dem Begriff der “Hingabe? Vielleicht hast du gleich eine Vorstellung davon, was ich damit meine. Oder es geht dir wie vielen anderen, die hier erstmal keinen Zusammenhang zum Geburtsprozess finden können. In manchen löst der Begriff sogar Abwehr aus, weil sie ihn mit “Ergebenheit”, “Selbstaufgabe” oder gar “Aufopferung” assoziieren. 

Es geht jedoch gar nicht darum, etwas von dir herzugeben oder dich aufzugeben, sondern vielmehr, dich bewusst in den aktuellen Moment hineinzubegeben.

Hingabe ist eine Einstellung, die es dir ermöglicht, dich physisch, mental und emotional auf die Geburt einzulassen. Sie manifestiert sich in einer tiefen inneren Ruhe und Gelassenheit. Du verspürst ein tiefes Gefühl des einverstanden Seins und bist umhüllt von Liebe. Du vertraust dem natürlichen Ablauf der Geburt. Du bist vollkommen im Hier und Jetzt und lässt dich von der Weisheit deines Körpers leiten.

Das ist einer der entscheidendsten Faktoren im Geburtsverlauf. Genau das hat uns zur Wahl unseres Mottos bewegt:

LIEBE. WACHSEN. LASSEN.

In meinen Augen kommt besonders dem letzten Wort LASSEN eine zentrale Bedeutung zu, auch wenn es erstmal ganz unprätentiös daherkommt. Es enthält so vieles, was für die Geburt und auch die Zeit davor und danach elementar ist:

Zulassen. (Die Wehenkraft)

Loslassen. (Die Kontrolle)

Sich einlassen. (Auf das, was ist)

Geschehen lassen. (Alles, was kommt)

So einfach das klingt, so schwer ist es umzusetzen. Eine Geburt ist auch deshalb für viele eine Grenzerfahrung, weil sie Verhaltensweisen von uns abverlangt, die ganz im Gegensatz zu allem stehen, was im modernen Alltag von uns gefordert wird. 

2. Wie kann Hingabe die Geburt erleichtern?

Geburt ist ein transzendentes und transformierendes Erlebnis. Der Zustand, der diesen Kraft-Akt unseres Körpers erst möglich macht, wird von jeder Frau individuell erfahren. Er wird beschrieben als trance-artig, ekstatisch, urweiblich und kraftvoll. Das Gebären, ein Akt aus tiefer Liebe, ist möglich durch unsere Fähigkeit, uns diesem Prozess aus ganzem Herzen hinzugeben. 

Welch Glück, eine Frau zu sein und diese Erfahrung machen zu dürfen!

Ich möchte kurz beschreiben, was dieser Zustand konkret bewirken kann und wie er sich im Geburtsprozess manifestiert.

2.1 Durch Hingabe kannst du Angst und Stress überwinden

Schon während der Schwangerschaft stellst du dich bewusst auf das ein, was dich erwartet. Du bist ehrlich und mitfühlend mit dir selbst. Das hilft dir auch, deine eigenen Ängste zu erkennen und liebevoll anzunehmen. Du nimmst die Selbstverantwortung an und lernst, auf die Fähigkeiten deines Körpers zu vertrauen. 

Der Stress wird abgelöst von Gelassenheit, weil du dich auf das Wesentliche konzentrierst. Unter der Geburt verliert das Außen an Bedeutung und du bist ganz bei dir und deinem Kind.

2.2 Du fühlst dich nicht hilflos ausgeliefert

Wenn du dich bewusst dem Geburtsprozess hingibst, bestärkt dich dies in deiner Selbstwirksamkeit. Du bist resilient und bereit anzunehmen, was dich erwartet. Du sagst bewusst “ja” zu dem, was kommt. So bist du ganz im Einverständnis und fühlst dich nicht dem Schmerz hilflos ausgeliefert oder von der Wehenkraft überrollt.

2.3 Hingabe hilft dir im Umgang mit Wehen und Geburtsschmerz

Beim Gebären geht es darum, dich zu öffnen, damit dein Baby durch dein Becken gelangen kann. Du hast jedoch sicherlich auch selbst schon die Erfahrung gemacht, dass sich alles in dir zusammenzieht, wenn du angespannt bist.

Wenn wir Angst verspüren, geht der Körper in Hab-Acht-Stellung und die Muskeln spannen sich an. Der Körper verschließt sich, statt sich zu öffnen. Je größer die Anspannung, desto eher werden die Wehen als schmerzhaft empfunden. Denn du arbeitest in gewissem Sinne gegen die Geburtskraft. Dies bedeutet zusätzliche Anstrengung und Verzögerung des Geburtsvorgangs. 

3. Drei einfache Übungen, um in die Hingabe zu kommen

Die Hingabe selbst lässt sich nur schwer erlernen oder üben. Es handelt sich vielmehr um einen Zustand, der sich einstellt und verfestigt, wenn wir uns immer wieder bewusst auf den Lauf des Lebens einlassen. Vor allem ist es nicht möglich, ihn willentlich herbeizuführen, ganz im Gegenteil, denn der Geist steht uns dabei am meisten im Weg.

Aber die gute Nachricht ist: Unter den besonderen Umständen der Geburt bildet dein Körper das Liebeshormon Oxytocin, das dich in positive Stimmung versetzt. Gleichzeitig werden Endorphine ausgeschüttet, die ähnlich wirken wie Schmerzmittel. 

Diese körpereigenen Stoffe erleichtern es dir, in den Zustand des vollkommenen Einverständnisses zu kommen und somit den Weg für dein Baby zu bereiten. Mit den folgenden drei Tipps schaffst du die optimalen Voraussetzungen dafür, dass diese physischen Prozesse stattfinden und wirken können:

3.1 Auf den eigenen Körper vertrauen

Seit Beginn der Schwangerschaft spürst und beobachtest du, wie sich das Baby in dir entwickelt. Vom kleinen erbsengroßen Embryo, über den ersten Herzschlag bis hin zu den ersten Bewegungen, die du wahrnimmst.

Mache dir bewusst, dass dein Körper all das bisher ganz alleine geschafft hat. Ist das nicht bemerkenswert? Dein Körper kennt ganz instinktiv und ohne äußeres Einwirken jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zur Entstehung neuen Lebens.

Dein Körper wird dich auch unter der Geburt zuverlässig leiten, wenn du bereit bist, die Kontrolle deines Verstandes aufzugeben. 

3.2 Zur Ruhe kommen

Besonders zu Beginn der Geburt ist es wichtig, zur Ruhe zu kommen. Lenke dich nicht mit Aktivitäten ab, sondern sorge dafür, dass du dich in einem geschützten Raum hinlegen und entspannen kannst.

Diese erste Phase – die “Eröffnungsphase” – trägt bereits im Wort, worum es jetzt geht: Dich hinzugeben, in den Geburtsprozess hineinzufinden und durch Entspannung den Geburtsweg für dein Baby zu öffnen.

Du musst nicht durchgehend absolut entspannt sein. Es kann sein, dass du zwischendurch angespannt oder angestrengt bist. Dann erinnere dich immer wieder aufs Neue an die Hingabe, komme zur Ruhe und fokussiere dich auf dich und dein Baby, das jetzt unterwegs ist. 

3.3 Die Wehenkraft willkommen heißen

Siehe die Wehenkraft als deine wichtigste Verbündete an. Die Kontraktionen deines Uterus schieben das Kind Wehe um Wehe durch dein Becken. Lass dich von den Wellen der Geburt tragen und gehe bewusst ins Einverständnis mit der Geburtskraft.

Die Kräfte, die in deinem Körper aktiv sind, sind heftig. Die meisten von uns empfinden Schmerzen, auch wenn wir noch so gut vorbereitet und noch so sehr im Fluss sind.

Das ist ganz normal.

Die Entspannung hilft dir aber, die Wehen als weniger schmerzhaft zu empfinden. Nutze die Wehenpausen, um loszulassen und erneut zur Ruhe zu kommen und Kraft zu schöpfen. Entspanne die Muskeln deines Körpers, auch die Hände, deinen Kiefer, die Zehen… Und begrüße die Wellen der Geburt immer wieder auf ein Neues.

4. Wie wir im Alltag Hingabe leben können

Letztendlich lassen sich die Wellen der Geburt übertragen auf das Auf und Ab in unserem Alltag. Nicht immer läuft alles nach Plan, nicht immer ist es leicht und manchmal wachsen uns die Herausforderungen über den Kopf.

Lass dich nicht von den Wellen überrollen, sondern sei mutig, spring auf und folge mit Freude dem Auf und Ab des Lebens. Gib dich dem Spiel des Lebens hin. Und vor allem: Nimm es nicht zu ernst. 

Ich selbst war immer eine Person mit festen Vorstellungen und großer Durchsetzungskraft. Was ich mir vornahm, das zog ich auch durch und zwar mit einer großen Portion Perfektionismus. Natürlich kann Frau auf diese Art und Weise auch vieles erreichen. Aber es kann auch vorkommen, dass dabei der Fokus auf das Wesentliche verloren geht. Und zumindest für mich war es auch immer verbunden mit Stress, sobald etwas nicht meinen Vorstellungen entsprach.

Wenn ich jedoch ganz bewusst die Kontrolle abgebe und es einfach auf mich zukommen lasse, spare ich mir Zeit, Nerven und vor allem kann ich wieder frei atmen.

Seien wir ehrlich: Spätestens im Familienalltag müssen wir uns von Perfektionismus und der Idee, alles mit unserem Willen steuern zu können, verabschieden. Der größte Stress entsteht in unserem Kopf, weil wir denken, dass die Welt untergeht, wenn etwas schiefgeht. 

Hingabe ist genau das: annehmen, loslassen und auch mal mit Freude scheitern. 

Nein, nicht aufstehen und weiterkämpfen. Durchatmen und weitergehen. Und dabei aufmerksam die Augen offen halten, damit wir nicht die Chancen und Überraschungen verpassen, die das Leben für uns bereithält.

Wir erinnern uns doch am intensivsten an die Momente, in denen etwas nicht genau geplant war oder wir uns mal eingelassen haben, auf etwas, dessen Ausgang ungewiss war. Hingabe erfordert Mut, aber sie wird doppelt belohnt.

5. Fazit

Der Geburtsprozess wird durch die Hingabe einerseits leichter und erträglicher und andererseits intensiver erfahren. Die Hingabe kann die Geburt unabhängig von Geburtsmodus und -verlauf zu einem bestärkenden Erlebnis machen. 

Diese gemeinsame Erfahrung trägt dich, das Baby, ebenso wie Papa und Geschwisterkinder, auch in der Zeit danach liebevoll durch das Wochenbett. Die Verbundenheit gepaart mit einer gewissen Gelassenheit hilft euch, als Familie zusammenzuwachsen.

Nun steht dem Abenteuer Alltag nichts mehr im Weg. Ich wünsche dir viel Freude dabei!

Und ja, auch ich befinde mich mitten in einem Abenteuer – der Schaffung dieses Hebammen- und Mamablogs. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir gemeinsam auf diese Reise gehen!
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